Was bedeutet es für dich, eine tiefe Verbindung zu deinem Pferd und deinem Hund zu haben?

 

Am Strand galoppieren, ohne Sattel, ohne Zaumzeug, die Haare fliegen im Wind, ein unendliches Gefühl von Freiheit.

Du gehst  mit deinem Hund im Wald spazieren, plötzlich springt eine Rehfamilie vor euch über den Weg, dein Hund setzt gerade dazu an, hinterher zu sprinten, aber auf den ersten Pfiff dreht er um und kommt zu dir zurückgelaufen.

Solche oder ähnliche Bilder haben wir schnell im Kopf, wenn wir uns eine tiefe Verbindung zu unserem Pferd oder Hund vorstellen.

Allerdings kann es hier in beiden Fällen sein, dass es sich nur um gutes Training und eine gute Konditionierung handelt. Denn nur, weil ein anderes Lebewesen tut, was du willst, muss es sich nicht verbunden mit dir fühlen.

Das, was sich viele Pferdemenschen und Hundemenschen wünschen, liegt jenseits von standardisiertem Training. Eine tiefe Verbindung hat nichts damit zu tun, was ihr beide könnt oder wie gut dein Tier gehorcht.

Jemand kann auf Grand Prix Niveau reiten oder spektakuläre Dinge in der Freiarbeit zeigen und hat trotzdem keine tiefe Verbindung zu seinem Pferd. Genauso kann jemand die Obedience gewinnen oder mit dem Hund die tollsten Tricks zeigen.

Wobei eine gute Konditionierung manchen Menschen im Zusammensein mit ihren Tieren ausreicht.

Wenn du aber mehr willst, dann stell‘ dir die Frage:

 

Was bedeutet Verbundenheit mit meinem Pferd und meinem Hund für mich persönlich?

 

Mir fällt zum Thema Verbundenheit ein:

  • Es gibt eine innere Verbindung, die über die äußere Kommunikation hinausgeht
  • Ich kann mich gut in den anderen hineinfühlen
  • Ich weiß oft intuitiv, wie es dem anderen geht
  • Wir teilen eine gemeinsame Geschichte, gemeinsame Erfahrungen
  • Wir verbringen gerne Zeit miteinander
  • Ich mag auch die schrägen, unperfekten Seiten am anderen
  • Es gibt ein Mitspracherecht auf beiden Seiten

Wahrscheinlich fallen dir noch viele weitere Punkte ein, die für dich persönlich für das Gefühl von Verbundenheit stehen.

Jedenfalls hat es für mich eher mit dem Innen als mit dem Außen zu tun:  mit den Gefühlen und dem inneren Erleben.

Wirkliche Verbundenheit entsteht durch gegenseitiges Zuhören, eine offene Kommunikation und ein offenes Herz.

 

Was kannst du konkret tun, um die Verbindung mit deinem Pferd oder Hund zu stärken?

Dazu gehören für mich drei Themenbereiche, die wichtig für eine tiefe Verbindung sind. Das sind die Themen Wahrnehmen, Annehmen und Kommunikation.

Kurz gefasst bedeutet Wahrnehmen, erst einmal so unvoreingenommen wie möglich das Pferd oder den Hund wahrzunehmen ohne zu bewerten oder etwas hineinzuinterpretieren. Annehmen heißt, das was ist zu akzeptieren und in der Kommunikation gehst du dann in die Wechselwirkung der Beziehung und wirst aktiv.

 

Wahrnehmen

Frau mit Hund sitzt auf Reitplatz und beobachtet

 

Wenn du deine Verbindung zu deinem Tier stärken willst, dann lohnt es sich, dir immer wieder Zeit zum Wahrnehmen einzuplanen. Zeit, in der du deinem Tier zuschaust beim Fressen, auf der Weide, auf dem Paddock, in der Herde, beim Spielen, beim Schnüffeln, beim Dösen. 

Zeit, in der du bewusst einfach nur beobachtest. Ohne zu bewerten. Ohne gleich einzuordnen. Ohne ein äußeres Ziel zu verfolgen.

Das ist gar nicht so leicht, wie es sich anhört. Denn wir Menschen lassen alles, was wir wahrnehmen sofort unbewusst durch unsere persönlichen Erfahrungs-Filter laufen: „kenne ich, habe ich schon erlebt, ich weiß, wie es dem anderen geht, was er fühlt, was er damit bezweckt…“

Beim einfach nur Wahrnehmen kommt es also darauf an, immer wieder zu prüfen, ob du gerade bewertest oder interpretierst. Daher ist diese Phase auch gar nicht so passiv wie sie auf den ersten Blick wirkt.

Hierauf kannst du deine Aufmerksamkeit beim Wahrnehmen richten:

  • Verhalten
  • Körpersprache
  • Mimik
  • Ohren
  • Atmung
  • Schweif- oder Rutenhaltung
  • Ausdruck
  • Interaktion
  • Liebste Kraulstellen
  • Lieblingsfutter

Falls du bemerkst, dass du bewertest oder interpretierst, ist das überhaupt nicht schlimm, sondern ein richtig gutes Zeichen. Unser Kopf versucht ständig, Muster zu erkennen, Zusammenhänge herzustellen, aus der Vergangenheit abzuleiten und in die Zukunft hineinzuprojizieren. Außerdem ist es auch nicht ganz so leicht, tatsächlich ohne eigene Erwartungshaltung zu sein – das weiß ich aus Erfahrung. 😉

 

Nimm‘ wahr, was das Wahrnehmen in dir selbst auslöst

Fühlst du dich dabei entspannt, interessiert, neugierig, ungeduldig, gelangweilt, hast du doch Erwartungen an das, was dein Pferd oder dein Hund tun oder lassen soll?

Vielleicht geht beim Beobachten in deinem Kopf ein Feuerwerk an Gedanken los.

“Warum kommt mein Pferd /Hund nicht? Das Pferd / der Hund von meiner Nachbarin ist immer so interessiert. Will mein Pferd/Hund gar nichts mit mir zu tun haben? Jetzt dreht es mir auch noch den Hintern zu! Bin ich so wenig interessant für mein Pferd/Hund? Bin ich vielleicht sogar langweilig? Mag mein Pferd/Hund mich vielleicht gar nicht so gerne wie ich immer denke?…“

Auch wenn es für uns selbst nicht immer schmeichelhaft ist zu erkennen, was wir denken, wird es genau hier richtig spannend für eure Beziehung. Denn du hast mit deinen Gedanken und deinen Gefühlen einen so großen Einfluss auf die Beziehung zu deinem Tier, dass es sich lohnt, hier ehrlich zu sein.

Beobachte auch dich selbst und deine Gedanken und Gefühle einfach erst einmal, ohne direkt ins Handeln zu kommen. Sei auch bei dir selbst neugierig und offen, ohne zu bewerten, zu interpretieren und dir bestimmte Gedanken zu verbieten.

Da unsere Tiere so stark auf unser Inneres reagieren, ist es wichtig, dass wir auch uns selbst und den Einfluss unserer Gedanken, unserer Gefühle und unseres Verhalten auf unsere Tiere verstehen.

Ein nächstes wichtiges Thema für eine gute Verbindung ist das Annehmen.

 

ANNEHMEN

Mit Annehmen meine ich sowohl dein Tier als auch dich selbst so anzunehmen wie ihr gerade seid. Annehmen heißt dabei nicht gleichzeitig zustimmen oder toll finden. Annehmen heißt einfach: für diesen Moment, für heute, hier und jetzt, nehme ich dich und mich mit den Gedanken, Gefühlen und Verhaltensweisen so an, wie es jetzt gerade ist. ICH AKZEPTIERE ES!

Wirkliches, inneres Annehmen aus ganzem Herzen ist sofort eine große Entlastung. Es nimmt den Druck aus der Situation. Und das spüren unsere Tiere sofort.

Pferd wiehert und Frau lacht darüber

Sehr deutlich wird es oft in der Freiarbeit mit Pferden: wenn die Besitzer sich sehr stark wünschen, dass das Pferd zu ihnen kommt, dann kommen die Pferde zu 99% nicht. Sie spüren den Druck, das Gefühl ist ihnen unangenehm und sie bleiben lieber fern.

Wenn du eine freundliche Atmosphäre um dich schaffst, voller Annahme, Zugewandtheit und Akzeptanz, spüren Tiere das sofort und halten sich gerne in deiner Nähe auf.

Nach dem Wahrnehmen und Annehmen kannst du jetzt in die aktivere Phase gehen, um eine gute Verbindung mit deinem Pferd oder Hund herzustellen: die direkte Kommunikation.

 

Kommunikation

Kommunizieren bedeutet ‚in Kontakt miteinander gehen‘ ; ‚verbale oder non-verbale Signale Austauschen“. Streng genommen hast du natürlich auch beim Wahrnehmen und Annehmen (Watzlawick: Du kannst nicht nicht kommunizieren), aber hier geht es um die bewusste aktive Kommunikation.

Der Fokus ist: Wie kannst du so mit deinem Pferd und Hund in Kontakt treten, dass eure Beziehung tiefer und besser wird? Dazu erst einmal ein paar ganz Ideen:

 

Spielen

Beim Spielen willst du deinem Tier nicht gezielt etwas beibringen, sondern ihr wollt einfach zusammen eine gute Zeit verbringen. Da Hunde uns viele Stunden am Tag begleiten, fällt es hier meist leichter als beim Pferd. Achte einmal darauf, wieviel Zeit du ohne konkretes Trainingsziel mit deinem Pferd verbringst – ohne Putzen und Box machen einzurechnen.

Beim Spielen lernt ihr eure Körpersprache immer besser kennen, ihr lernt, den anderen zu lesen und diese Sicherheit verstärkt wiederum die Bindung.

Galgo in Spielaufforderung

Gemeinsam Zeit verbringen

Gemeinsam verbrachte Zeit ohne Trainingsziel kann sehr zu einer guten Verbindung beitragen. Z.B. einfach zusammen in der Sonne sitzen, mit dem Pferd gemeinsam rumstehen (das lieben Pferde), gemeinsame Spaziergänge unternehmen, zusammen etwas entdecken, eine größere Wanderung machen, auf einen Wochenendausritt gehen. Gemeinsam verbrachte Zeit kann auch Fellpflege oder Massage sein oder die Lieblingskraulstellen entdecken.

 

Zusammen etwas Lernen

Natürlich stärkt auch das gemeinsame Lernen eure Verbindung. Ob du deinem Hund die Grundlagen des Benehmens beim Besuch in der Stadt beibringst oder auf dem Pferd die nächste Dressureinheit erarbeitest, wie bei der Arbeit im Job mit deinen Kollegen kann auch das zusammenschweißen und eure Verbindung stärken.

 

Herausforderungen meistern

Du hilfst deinem Pferd dabei, seine Angst vor Planen zu überwinden; du bringst deinem Hund das Schwimmen bei oder ihr bewältigt gemeinsam einen anspruchsvollen Anstieg beim Ausritt oder der Wanderung. Dabei lernt ihr euch gegenseitig besser kennen, ihr lernt, dass ihr euch aufeinander verlassen können und das gegenseitige Vertrauen und die Verbundenheit wächst automatisch mit.

Einen Punkt ist wichtig, wenn diese Wege dich zu einer tieferen Verbindung zu deinem Pferd und Hund führen sollen:

 

ENTSCHEIDEND FÜR DIE WIRKUNG IST DIE INNERE HALTUNG, MIT DER DU AN DIE DINGE HERANGEHST

 

Die innere Haltung mit der du durchs Leben gehst, hat einen Einfluss auf alles. Dein Pferd und dein Hund spiegeln dir diese innere Haltung sehr deutlich. Sie reagieren direkt auf unser Inneres und sind schnell verunsichert, wenn wir innerlich nicht klar sind. Daher kannst du sehr viel für eine gute Verbindung zu deinem Pferd und deinem Hund tun, indem du etwas für deine eigene gute innere Haltung tust.

Diese Punkte helfen dir dabei eine innere Haltung einzunehmen, mit der du die Verbindung zu deinem Pferd und deinem Hund stärkst:

 

Authentisch sein

braunes Pferdeauge als Fotoausschnitt

Damit meine ich, dass dein Innen und dein Außen übereinstimmen. Tiere sind schnell unsicher und fühlen sich unwohl, wenn wir versuchen, ihnen etwas vorzuspielen. Z.B. wenn wir Angst haben aber versuchen, mutig zu tun; wenn wir nach außen ruhig sind, aber innerlich total wütend; wenn wir traurig sind, aber nach außen fröhlich tun. Diese Unstimmigkeit spüren Tiere sofort.

Meiner Erfahrung sind sie gerne mit Menschen zusammen, die bei sich sind. D.h. wenn du in einer Situation mit deine Pferd Angst hast, dann versuche nicht, aus diesem Gefühl heraus mutig zu handeln, sondern bring dich in einen Zustand oder eine Situation, in der du sicher handeln kannst. Wenn du gerade total wütend bist, solltest du das natürlich nicht an deinem Tier ausleben, aber auch nicht so tun, als wärst du total ruhig. Eine gute Möglichkeit könnte hier sein, einfach mal aus der Situation zu gehen und dich in Ruhe neu zu sortieren. Wenn du dich traurig fühlst, dann kann es die Verbindung zu deinem Hund und deinem Pferd stärken, wenn ihr einfach Zeit zusammen verbringt, ohne das du versuchst, etwas zu arbeiten oder dein Tier zu trainieren.

Je besser du dich selbst im Hier und Jetzt wahrnehmen kannst, desto besser gelingt es dir auch, authentisch zu sein. Das Positive ist, dass Tiere keine Kategorien im Kopf haben, wie jemand sein sollte. Sie fühlen sich einfach dann wohl, wenn wir im Einklang mit uns selbst sind.

 

Berechenbar sein

Je besser dein Pferd und dein Hund dich einschätzen können, desto entspannter fühlen sie sich in deiner Nähe. Sicherheit ist besonders für das Fluchttier Pferd eines der stärksten Bedürfnisse, aber meiner Erfahrung nach lieben auch Hunde die Stabilität, die sich daraus ergibt.

Als berechenbar und gut einschätzbar erleben deine Tiere dich, wenn sie auf ein bestimmtes Verhalten von dir die immer gleiche Reaktion bekommen. Damit erhöht sich für sie die Selbstwirksamkeit und die Möglichkeit, zu entscheiden ob sie dieses Verhalten jetzt wollen oder nicht. Dafür musst auch du dich wiederum gut kennen und über gute Fähigkeiten verfügen, dich selbst zu steuern.

 

Gelassenheit

Gelassenheit bedeutet innere Ruhe zu haben und auszustrahlen. Also nicht nur nach außen überlegt zu handeln, wie man es bei manchen Managern sieht, sondern auch im Innen emotional gelassen zu sein.

Auch hier sind eine gute Wahrnehmung und eine gute Selbsteinschätzung die Basis. Die Kunst ist es, die eigenen Gefühle so wahrzunehmen wie sie sind, sie anzunehmen, sie aber nicht unmittelbar auszuleben. Das braucht Reflexionsfähigkeit und Übung.

Das Gute daran ist, dass dein Pferd und dein Hund dir auch in jeder Situation deutlich zeigen, ob du schon auf einem guten Weg bist oder noch etwas üben darfst.

 

Wenn du gerne aktiv etwas für deine Gelassenheit tun willst, dann hol‘ dir mein kostenloses Video mit der 3-Punkte-Klofpfakupressurmeditation „Gelassen statt gestresst“. Den Link findest du HIER.