Hast du dich schon mal gefragt, warum genau dieses Pferd oder dieser Hund bei dir ist?

 

Ich finde die Frage extrem hilfreich. Sie führt automatisch zu Ideen, was du durch genau dein Pferd oder deinen Hund lernen kannst. Du bekommst von deinem Tier Antworten darauf, wie du dich weiterentwickeln, eigene Grenzen überschreiten und innere Blockaden auflösen kannst.

 

Auch wenn sich das vielleicht auf den ersten Eindruck selbstsüchtig anhört, wie einer von vielen Wegen, sich selbst zu optimieren und das Tier als Tool dafür zu nutzen, ist das meiner Meinung nach nicht so.

 

Denn mit dieser Frage kannst du auch deinem Pferd oder deinem Hund helfen, sich weiterzuentwickeln, innere Blockaden zu lösen und eigene Grenzen zu überschreiten, also ein insgesamt glücklicheres und zufriedeneres Leben zu führen. Denn du und dein Pferd oder dein Hund, ihr habt so eine enge Verbindung, dass eine Entwicklung des einen automatisch Auswirkungen auf den anderen hat.

 

 

Dir zu überlegen, was genau du durch dein Tier lernen kannst, ist wesentlich hilfreicher, als darüber nachzudenken, wie man ein unliebsames Verhalten bei seinem Tier abstellen kann. Damit ist es auch ein ganz anderer Ansatz als in den meisten Trainingsmethoden.

Klassische Trainingsmethoden orientieren sich vor allem am Nutzen für den Menschen

 

Im klassischen Tiertraining geht es in erster Linie darum: wie kann ich das Tier dazu bringen, dass es sich so verhält, dass es für mich von Vorteil ist?

 

Das Pferd weigert sich in die Reithalle zu gehen? Wie schaffe ich es, dass es das leicht und friedlich tut? (…damit ich endlich das machen kann, was ich eigentlich will, nämlich Lektionen üben.)

 

Der Hund bellt fremde Hund lautstark an? Was kann ich tun, damit er das unterlässt? (Damit ich entspannt spazieren gehen kann und es vor allem nicht mehr so ein peinlicher Spießrutenlauf ist.)

 

Aber wenn dich ein ganz besonderer Ehrgeiz oder ein anderes nicht steuerbares Gefühl packt oder dich ein Gefühl oder Verhalten deines Tiers extrem triggert, dann ist das IMMER ein deutliches Zeichen dafür, dass hier eins deiner eigenen Themen berührt wird. Und es ist für dich und dein Tier lohnender und interessanter, dieser Spur zu folgen anstatt im reinen Verhaltenstraining zu bleiben.

Verhalten trainieren vs. Verhalten verstehen

 

 

 

Pferde und Hunde können natürlich durch Konditionierung dazu gebracht werden, sich sozial bequem zu verhalten.

Pferd scheut aus geöffnetem Tor

Dem Pferd wird die Umkehr an der Halle so lange unbequem gemacht, bis es lieber reingeht anstatt die unbequemen Maßnahmen auf sich zu nehmen. Es lernt, dass es keine Wahl hat.

 

Der Hund wird so mit Leckerlies abgelenkt werden, dass seine ganze Wahrnehmung nur noch darauf ausgerichtet ist. Er nimmt in dieser Situation seine restliche Umwelt gar nicht mehr wahr.

 

In beiden Fällen wurden die Tiere aber mit ihren Bedürfnissen nicht ernst genommen. Es wurde ihnen nicht wirklich zugehört.

 

Ja, beides ist nicht nur bei Tieren ein gängiges Vorgehen: Sternchen sammeln für gutes Verhalten oder gute Leistungen in der Schule entsprechen dem gleichen Muster. Auch hier geht es um Bequemlichkeit, um Anpassung an gängige Normen  und dem einzelnen Kind wird nicht ausreichend zugehört.

Um eine gute Zuhörer*in zu werden, ist es hilfreich, dich selbst zu kennen

 

Um die Bedürfnisse eines anderen wirklich zu verstehen, müssen wir die Fähigkeit besitzen, vorurteilsfrei und offen zuzuhören (mit Zuhören meine ich immer wahrnehmen auf allen Ebenen).

 

Voraussetzung dafür ist es, dass du dich selbst, deine eigenen Wünsche, Bedürfnisse und Gefühle kennst. Nur so wirst du dein Gegenüber nicht durch die gefärbte Brille deiner eigenen Themen sehen.

 

Diesen kommst du gut auf die Spur, wenn du dich fragst, was du durch dieses Verhalten von deinem Tier lernen darfst.

 

Wenn du z.B. sehr ungeduldig wirst, weil dein Pferd einfach nicht in die Reithalle gehen will: kennst du diese Ungeduld auch aus anderen Lebenssituationen? Und führt sie dich dort zum Erfolg? Damit meine ich nicht den äußeren Erfolg in Form von Anerkennung oder Geld, sondern den inneren Erfolg in Form von einem guten inneren Gefühl, einer inneren Zufriedenheit mit dir selbst. Wo hat dir diese Ungeduld in deinem bisherigen Leben geholfen? Wo hat sie dich behindert?

Fotos Blog hoch

Oder wenn es dir so peinlich ist, dass dein Hund sich noch nicht sozial kompatibel verhält. Wo sonst in deinem Leben möchtest du auch nicht unangenehm auffallen?

Wo passt du dich an? Was ist der Preis, den du für diese Anpassung gezahlt hast?

Gibt es eine Seite in dir, die sich wünscht, sich mal unangepasst zu verhalten? In welchen Lebensbereichen schränkst du dich dadurch ein, dass dir vor allem die Meinung anderer Menschen wichtig ist?

Du siehst an diesen Beispielen, wie schnell du durch das Verhalten von deinem Tier bei deinen eigenen Themen bist.

Im Verhalten von deinem Pferd oder deinem Hund zeigen sich deine eigenen Lebensthemen

 

Je mehr davon du kennst, auflöst und entwirrst, desto mehr hilfst du auch deinem Tier. Denn jedes nicht erkannte Thema von dir macht dein Verhalten, deine Ausstrahlung und deine Energie schwammig und unklar.

 

Je besser du deine eigenen Themen kennst und eine klare Haltung dazu entwickelst, desto klarer wirst du auch deinem Pferd oder deinem Hund gegenüber wirken und agieren.

 

Deshalb ist es so hilfreich, dir die Frage zu stellen: was genau kann ich von diesem Hund oder diesem Pferd lernen. Denn mit der Antwort gibst du auch ihm den Raum, ich selbst freier entfalten und in diesem sicheren Raum lernen zu können.

 

So helft ihr euch gegenseitig, wenn du den Mut hast, aus der einschränkenden Perspektive des Verhaltenstrainings auszusteigen und stattdessen zu fragen:

 

Was genau, kann ich von diesem Pferd oder von diesem Hund lernen?

Du willst eine Problem-Situation mit deinem Pferd oder deinem Hund ganz konkret betrachten und neue Perspektiven dafür entwickeln?

 

Genau dafür habe ich den SPIEGEL-TEST entwickelt:

 

Eine Schritt-für-Schritt-Anleitung mit der du strukturiert vorgehen und ganz klar verstehen kannst, was dein Tier dir sagen will.